Feng-Shui im
Schlafzimmer

Feng-Shui im Schlafzimmer

Susanne Klose-Schwarze
Feng Shui Beraterin und ganzheitlicher Coach

im Interview mit Schrankwerk.de

Schrankwerk: Frau Klose-Schwarze, wir sind mittendrin im Herbst mit allen seinen nebeligen Tagen, früher Dunkelheit und der Sehnsucht danach, es uns in den eigenen vier Wänden gemütlich zu machen. Dazu zählt auch das Schlafzimmer?

Susanne Klose-Schwarze: Auf jeden Fall! Das Schlafzimmer ist ein Wohnraum wie jedes andere Zimmer auch und sollte ein wunderbarer Wohlfühlraum sein. Um nur darin zu schlafen, dazu ist er viel zu schade. Leider wird er viel zu häufig auf genau das reduziert.

Schrankwerk: Sie arbeiten seit vielen Jahren als Feng-Shui-Beraterin und gestalten mit Ihren Klienten auch Schlafräume um. Können Sie uns in einfachen Worten die fernöstliche Lehre erläutern?

Susanne Klose-Schwarze: Bei Feng-Shui handelt es sich um eine chinesische Harmonielehre, die sich mit der Wechselwirkung zwischen Menschen und Umgebung beschäftigt – übrigens mit allen positiven wie negativen Aspekten, die wir mitbringen und beeinflussen. Der Name selbst setzt sich aus den Naturelementen Wind und Wasser zusammen, die sich am besten immer im Gleichgewicht befinden.  Im Feng-Shui ist das Chi die alles vereinende Energie, die wir Berater im Wohnraum zu optimieren versuchen.

Schrankwerk: Warum ist das Schlafzimmer für uns Menschen so wichtig?

Susanne Klose-Schwarze: Das Schlafzimmer ist für uns ein besonders wichtiger Ort. Beinahe täglich erleben wir Stress, Reizüberflutungen und Druck durch Streben nach Perfektionismus. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir: Die meisten von uns kommen auch im Schlaf nur schwer zur Ruhe und stehen am Morgen erschöpft wieder auf. Das Schlafzimmer ist aber eigentlich der Ort, um vom Alltag abzuschalten und wieder eins mit uns zu werden.

Schrankwerk: Die meisten Schlafräume kann man aber nicht als Wohlfühlorte bezeichnen. Häufig sind sie funktional ausgestattet, ohne viel Liebe zum Detail und sogar die Heizung ist meistens kalt.

Susanne Klose-Schwarze: Ich glaube, dass die Menschen mittlerweile feststellen, welch wichtiger Ort das Schlafzimmer ist und sich hier etwas ändert. In meinen Feng-Shui-Beratungen untersuche ich mit meinen Klienten häufig Schlafräume, analysiere, was ihnen guttut, und womit sie Energie für den nächsten Tag tanken. Ist das geschehen, kann man mit der Raumgestaltung beginnen. Das schützt auch vor Fehlgriffen, zum Beispiel beim Möbelkauf.

Schrankwerk: Könnten Sie uns ein Beispiel nennen?

Susanne Klose-Schwarze: Schlafräume sind so individuell, wie die Menschen selbst. Wer Yoga liebt, richtet sich im Schlafraum eine ruhige Ecke mit sanftem Licht und Yogakissen ein. Leseratten funktionieren einen Bücherstapel zu einem Nachttischschränkchen um. Aber auch ein toller Sessel kann zum Wohlfühlen beitragen. Hier ist wirklich Kreativität gefragt.

Schrankwerk: Welche Rolle spielt die Lage des Schlafzimmers im Haus oder in der Wohnung?

Susanne Klose-Schwarze: Im Feng-Shui wird jede Wohnung in neun Lebensbereiche eingeteilt, das sogenannte Ba Gua. Ideal wäre es, wenn sich das Schlafzimmer bei Paaren im „Partnerschafts- oder Beziehungsbereich“ befindet. Dann kann man diesen Raum durch symbolische Dinge wie Kerzen, ein schönes Bild vom Paar oder einen Blumenstrauß stärken.

Schrankwerk: Und wenn sich das Schlafzimmer an falscher Position befindet und keine Chance hat, das zu ändern?

Susanne Klose-Schwarze: Dann schaue ich mit meinen Klienten, an welcher Stelle sich im Haus der Partnerschaftsbereich befindet und versuche, ihn an dieser Stelle zu aktivieren. Das funktioniert ebenfalls sehr gut.

Schrankwerk: Das Bett wird meistens dort platziert, wo sich Steckdosen befinden. Aber das hat wenig mit Feng-Shui und gutem Schlaf zu tun, oder?

Susanne Klose-Schwarze: Aufgrund unseres Geburtsdatums und unseres Geschlechts ist jede Person im Feng-Shui einem der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall oder Wasser zugeordnet. Das können wir aktiv in der Raumgestaltung des Schlafzimmers nutzen und Materialien, Farben oder Formen danach ausrichten. Auch die Himmelsrichtung ermittelt sich darüber und beeinflusst maßgeblich den Standort des Bettes.

Schrankwerk: Das heißt, dass Partner mit unterschiedlichen Elementen und Himmelsrichtungen in getrennten Zimmern schlafen sollten?

Susanne Klose-Schwarze: Auf keinen Fall! In einer Beziehung gibt es meist einen stärkeren und einen schwächeren Partner. Haben zwei Personen sehr unterschiedliche Grundelemente, versuche ich, den „instabileren“ Partner zu stärken und das Bett so platzieren, dass er optimale Schlafbedingungen vorfindet. Den stärkeren Part in der Beziehung kann ich aber dennoch mit Farben und Formen unterstützen. So kann es sein, dass das Ergebnis ist, dass Paare zwei unterschiedliche Lampen oder sogar Nachttischschränkchen haben.

Schrankwerk: Wie ist der Schlafraum eigentlich optimal beleuchtet?

Susanne Klose-Schwarze: Zwei Schaltkreise und dimmbare Leuchten wären perfekt. So brauchen wir einerseits nicht auf die Deckenbeleuchtung zu verzichten, die gerne kräftig und schließlich auch funktional ausfallen darf. Allerdings und das ist gut so, werden hier immer mehr Grundausleuchtungen verwendet, wie Einbauleuchten oder Schienensysteme. So verschwindet inzwischen die typische hängende Einzel-Deckenleuchte. Zusätzlich können wir Lampen mit atmosphärischem, warmem Licht integrieren. Wer mag kauft gerne auch eine Designerlampe und nutzt sie als gestaltendes Element.Übrigens: Die Beleuchtung sollte immer mit den im Raum verwendeten Farben harmonieren, die zu unserem Feng-Shui-Element passen. Am besten geht das, wenn man Wand- oder Möbelfarbe als Muster vor Ort hat und sie zusammen mit der Lichtfarbe testet. Intuitiv merkt man bei der Betrachtung, ob die Kombination einem guttut. Sie haben bei Schrankwerk mit Ihren Mustern, die man sich nach Hause schicken lässt, ja eine ähnliche Vorgehensweise.

Schrankwerk: Zusammengefasst heißt das: Ohne Analyse kann man den Schlafraum im Feng-Shui also nicht einrichten?

Susanne Klose-Schwarze: Richtig! Ungeduld ist der schlimmste Feind jeder Raumgestaltung. Mit meinen Klienten sammele ich zunächst alle wichtigen Farben, Materialien und Formen auf einem Tisch, die wir dann in Ruhe besprechen. Es entsteht ein sogenanntes Moodboard und wir können alle Elemente so hin und herschieben, wie es uns passt. Am Ende ermitteln wir ein Ergebnis, das wir aktiv im Schlafzimmer umsetzen können.

Schrankwerk: Was heißt das für die Einrichtung? Aktuelle Trends wie Flamingos, Farben des Jahres oder bestimmte Muster sind dann tabu?

Susanne Klose-Schwarze: Trends sind doch eigentlich nur altbekannte Themen, die immer wieder neu interpretiert werden. Anschauen kann man sich diese Trends schon. Allerdings sollte man dann auch den Mut haben, zu sagen: „Das ist schön, aber das bin nicht ich“ – und die Finger davonlassen. Solche Fehlkäufe bringen letztlich nur Ungleichgewicht ins Schlafzimmer.

Schrankwerk: Für die meisten von uns ist das Schlafzimmer zweierlei: Ein Ort zum Schlafen und ein Ort für die Kleidung – riesige Kleiderschränke inklusive. Stören die den Energiefluss oder ist dem das egal?

Susanne Klose-Schwarze: Die Vielfalt heutiger Schrankdesigns haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind so vielfältig, dass man das bekommt, was zu einem passt. Gerade beim maßgeschneiderten Schrank ist man da besonders flexibel. Manche Menschen bevorzugen Schränke, die sich im Schlafzimmer fast verstecken – mit minimalistischen Fronten, in neutralen Farben und ohne Griffe. Andere Menschen lieben es, den Schrank als aktives Gestaltungselement im Raum zu haben. Beides ist möglich – wenn es zum individuellen Charakter passt.

Schrankwerk: Und wie ist es mit der geliebten Unordnung im Schlafzimmer?

Susanne Klose-Schwarze: Gerade im Neubau werden häufig Ankleidezimmer verbaut. Das tut dem Menschen gut, denn auf diese Weise trennen wir Tag und Nacht aktiv voneinander. Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie kommen von einer Beerdigung und legen die schwarze Kleidung im Schlafzimmer über einen Sessel. Unser Bewusstsein fängt die Emotionen dieses Tages beim Anblick der Kleidung ein und nimmt sie mit in den Schlaf. Kein Wunder, wenn der Geist sich dann schwertut, zur Ruhe zu kommen.Noch ein Wort zu getragener Kleidung: Am besten platzieren Sie einen schönen Wäschekorb außerhalb des Schlafzimmers. Sofern er nur im Schlafraum stehen kann, sorgen Sie dafür, dass er über einen Deckel verfügt. Nach spätestens drei Tagen bitte entleeren.

Schrankwerk: Auch Spiegel sind in der Feng-Shui-Lehre eine echte Herausforderung, oder?

Susanne Klose-Schwarze: Eine Herausforderung, aber auch ein tolles Gestaltungselement. Spiegel sollten sich am besten nicht zwischen zwei Öffnungen befinden, zum Beispiel einem Fenster und einer Tür. Ungünstig ist es auch, wenn Sie sich vom Bett aus im Spiegel betrachten können. Das führt dazu, dass wir uns unbewusst im Spiegel kontrollieren – gerade im Schlafzimmer wollen wir aber genau das ablegen und zur Ruhe kommen. Sofern Sie einen Spiegel unterbringen möchten, sollten Sie kompromisslos auf wirklich hochwertige Qualität achten. Denn der Spiegel reflektiert alles – auch schlechte Qualität.

Schrankwerk: Gehören Pflanzen ins Schlafzimmer?

Susanne Klose-Schwarze: Selbstverständlich können und sollten wir Pflanzen im Schlafzimmer unterbringen. Sie sorgen Sie holen nicht nur die Natur ins Schlafzimmer, sondern sorgen für gute Raumluft. Ich empfehle zum Beispiel Efeu, Grünlilie, Bogenhanf oder Aloe Vera. Letztere sollte allerdings wegen der spitzen Form nicht in Bettnähe stehen. Schön dazu sind auch Mineralien oder Heilsteine. Und auf einer symbolischen Ebene ist auch ein Blumenstrauß im Schlafzimmer toll.

Schrankwerk: Smartphones, TV-Geräte und Tablets gehören ja in der Zwischenzeit auch zum Standard im Schlafzimmer…

Susanne Klose-Schwarze: Selbstredend ist natürlich, dass TV-Möbel, Laptop oder Smartphone nicht ins Schlafzimmer gehören. Eine gute Idee sind Netzfreischalter, die den Strom in der Leitung unterbrechen und die Verbreitung eines elektrischen Feldes verhindern. So lässt sich ruhig schlafen.

Schrankwerk: Stellen wir uns vor, unser Schlafzimmer liegt im Dachgeschoss. Wie geht man mit Dachschrägen um? Die sind ja eigentlich ganz kuschelig…

Susanne Klose-Schwarze: A und O bei Schlafzimmern unter dem Dach ist eine gute Dämmung, die Sommer wie Winter vor Temperaturschwankungen schützt. Soll das Bett direkt unter eine Dachschräge platziert werden, spielt der Kniestock eine wichtige Rolle. Je niedriger der ist, umso erdrückender wird die Dachschräge wahrgenommen. Das ist ein bisschen so wie ein großes Bild, das an der Kopfseite des Betts aufgehangen wurde und man nie weiß, ob der Nagel hält. Solche Gefühle können durchaus schlechten Schlaf oder gar Albträume verursachen. Mein Tipp für Dachschrägen: Stoffe wie Samt oder helle Farbverläufe lassen die Wandflächen weniger erdrückend wirken. Auch Bodenstrahler, welche die Schräge sanft anleuchten und optisch anheben, haben ähnliche Effekte.

Frau Klose-Schwarze, wir danken Ihnen für das Gespräch!

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SUSANNE KLOSE SCHWARZE
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